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Ganz Schön Feist - 15.01.05
Centralstation Darmstadt

Konzertkritik - 2000 Zeichen
foto von www.ganzschoenfeist.de

 

 

Hüa - soll wohl meinen „auf geht’s“... Wieso, ging es jemals bergab? Die Herren aus Göppingen namens Ganz schön feist bewegen sich bereits seit fast 15 Jahren fernab vom Mainstream, auch wenn sich die eine oder andere Radioversion auf ihren Alben findet, die durchaus als gefälliger Pop durchgeht und den Wind im Radio etwas auffrischen würde. So dass der Kopf einfach schön rot anschwillt oder man sich peinlich berührt fühlt. Spätestens seit „Du willst immer nur fxxxxx“ sollte uns textlich wirklich nichts mehr erschrecken.
Hüa. Auf geht’s mit dem neuen Mann. Ja, einer der Dreien ist neu. Das sind folglich dreißig Prozent. Was anderen Combos durchaus das Genick brechen würde ist bei Ganz Schön Feist ganz selbstverständlich gewöhnlich. Die Tatsache dass Minimalismus Prinzip und Programm ist - und das schon immer - verlangen den Herren besondere Talente ab. Mehrstimmiger Gesang und Akustikgitarre sind Grundlagen des musikalischen Konzepts. Deshalb existieren von vielen Stücken quasi zwei Aufnahmen - sowohl eine mit als auch eine ohne Instrumente. So ergibt sich eine interessante Mischung von Gesang- und Bandarrangements, wobei hier ausgefallene Klänge stets den Vorzug erhalten: Maultrommel und Rassel fügen sich ebenso ein wie so manches orientalisch anmutende Saiteninstrument auf der recht übersichtlichen Bühne.
Hüa. So soll das neue Album heißen. Drei Buchstaben die für vieles stehen. Wofür denn nun wirklich? Dass sollte sich ein jeder für sich überlegen oder aber auf Überraschungen einstellen. Zuerst geht es einmal quer durch die Geschichte von GSF. Und da ist „jede Menge Material am Start“ wie Sänger Christoph Zeh charismatisch betont. Seine Ausstrahlung lässt dabei auch bei jedem noch so frechen Wortwitz die Frauenherzen nicht nur erweichen, sondern auch gleichzeitig noch zum Lachen bringen. Da ist er einfach unschlagbar. Seine Texte sind spitz, hinterlistig und dennoch so wahrhaftig wie das Leben. Sie machen Spaß und befreien von jedem schlechten Gewissen. Oder nicht? (ch)

 

 


Traumfrau Mutter - 27.02.05
Capitol Mannheim

Kulturkritik - 2000 Zeichen

foto von www.capitol-mannheim.de

 

 

Kabarett oder Theaterstück? Ich weiß es nicht. Spätestens als mich meine Mutter danach fragt, wo denn ihr Junge am Sonntagabend hingeht beginne ich unsicher zu sein. Das Mannheimer Capitol ist ja bekannt für beides, also scheint sowohl als auch möglich zu sein. Also heißt die Devise: abwarten.
Der Geburtsschrei. Der Kreissaal. Die Hebamme. Ein wahrlich weibliches Erlebnis. Die Anspannung und Aufregung wird mit der notwendigen Ironie und einem Augenzwinkern situationsgerecht dargestellt ohne die Realität zu verlieren. Ein wahrlich kongeniales Ereignis. Undenkbar ‚den’ Geburtsschrei überhaupt darzustellen, dazu ist es ein einmaliges Erlebnis jeder Frau. Aber diesen Anspruch erhebt dieses Stück gar nicht, eher die individuelle Situation der Frau - und Mutter. Sind wir nun sensibilisiert für den Abend hier?
Urwüchsig und individuell kommen die Frauen daher, womit klar wird warum jede Rolle an diesem Abend mit einer wirklichen Mutter besetzt ist: die ruppig feminine Robin, welche jedoch genauso weiche Seiten hat wie Linda, die fortwährend ihrem geliebten Partner Briefe schreibt um nicht innerlich zu verkümmern. Daneben wirkt die toughe Deborah geradezu abgeklärt, wenn sie voller Elan in ihrer Mutterrolle aufgeht. Realität oder Kabarett? Realität.
Die alltäglichen Pannen scheinen doch immer unterhaltsam zu sein - aber soll hier wirklich unterhalten werden? Nein, in erster Linie ist es ein Stück voller Intensität und Leidenschaft für die Mutterrolle. Nun wird es doch deutlich dass hier Theater gespielt wird. Nachdem zu Beginn gelacht wurde erscheinen nun auch mehr und mehr leise Untertöne. Und wie fühlt man sich nach einer durchgemachten Nacht? Nein meine Herren, nicht auf der Balz, sondern ohne Schlaf und mit dem endlos schreienden Bündel am Hals? Die Antwort erfolgt sogleich: Da kannst du doch gar nicht mitreden als Mann - und zudem noch als kinderloser Single. Uffz.
Deshalb: Männer sensibilisiert euch für die Anliegen der Frauen. Realität oder Persiflage? Persiflage. Oder? (ch)

 

 


Anastacia - 12.07.05
Maimarkthalle Mannheim

Kulturkritik - 2000 Zeichen

foto von www.anastaciathevoice.net

 

 

 

Heiß, heißer, Maimarkthalle im Hochsommer. Das Warten auf den Star aus Amerika fühlte sich in der Halle an wie ein Besuch in der Sauna. Die Künstlerin bat die Besucher im Saal nicht zu rauchen und glücklicherweise folgten die Fans dieser Bitte. Die Luft wäre sicherlich unerträglich geworden.
Der "Superstar" ohne Nachnamen präsentierte sich locker und leicht, ohne übermäßige Allüren auf der Bühne. Sie zeigte sich als Mensch und weniger als Star. Und das ist auch ihr Anliegen an diesem Abend, dem letzten in Deutschland für dieses Jahr; ob als "No War"-Vertreterin, als Sprachrohr der Kinder in der Welt oder beim Widmen des Songs "Heavy on my heart" an die brusterkrankte Kylie Minogue. Und spätestens jetzt ist jedem im Saal klar, dass es sich hierbei um echte Gefühle handelt, denn Anastacia hat die eigene Brusterkrankung ebenso überstanden wie ihre Darmerkrankung in jungen Jahren. Sie macht Mut sich selbst als Mensch zu sehen und sich auch so zu zeigen: ihre Operationsnarbe auf dem rechten Unterbauch lugt ungeschminkt unter ihrem Top hervor.
Ihre Show ist abwechslungsreich und beweist in 100 Minuten (plus zwei Zugaben) recht kompakt, dass Misses Newkirk musikalisch doch einiges zu bieten hat. Schade jedoch, dass nur die Hits den Saal wirklich zum Kochen bringen und diese dann auch noch unter der 4-Minuten-Marke blieben. Aber das ist eben die Masche des Radio-Soul-Pop: den Hörer „anmachen“ um ihn neugierig zum Kauf des Albums zu verleiten. Und der lohnt sich allemal. Die Songs zeigen live ihre Qualität - auch wenn die Texte bei den Fans noch nicht „sitzen“ - denn sie laden vor allem zum Tanzen und Träumen ein. Weshalb das Umkleiden der Künstlerin mittels zwei eingespielten Halbplaybacks überbrückt wurde blieb unklar. Die Fans quittierten dies mit höflicher Zurückhaltung; sie hätten „ihre“ Anastacia doch lieber auf der Bühne gesehen, denn die Band spielte freudig und zuverlässig, die Tänzer boten optisch ansprechendes und Misses Newkirk war einfach knuffig. Danke Anastacia! (ch)

 

 

 


Benefizkonzert zur Eröffnung der 
SAP Arena Mannheim - 03.09.05

Kulturkritik - 2000 Zeichen

foto von Rainer Fischer

 

 

 

 

Los geht’s mit Gastgeber Rolf Stahlhofen welcher mit dem üppigen Mannem Soul Orchestra, welches den fünfeinhalbstündigen Abend gekonnt als flexible Begleitband verschiedenster Interpreten absolvierte, die Konzertsaison in der SAP-Arena eröffnet. Spontan angereist war Joana Zimmer, welche mit ihrem Hit "I believe" für den ersten Gänsehautschauer sorgt. Emma Lanford bringt den Mousse T.-Hit "Horny" so schwungvoll rüber dass es bereits kräftig in den Beinen zuckt bevor mit Karl Frierson (bekannt durch den Lounge-Act De Phazz) die "Sexbomb" endgültig zündet. Bülent Ceylan spielte seinen Mannheimer Türken Hassan voller Leidenschaft und brachte damit alle zum Lachen. Stefanie Kloß von Silbermond ist von der Mannheimer Kulisse und der Streicherbegleitung bei "Symphonie" genauso bewegt wie das Publikum - Gänsehautschauer Nr. 2.
Laith Al-Deen steht diesem mit dem neuarrangierten "Bilder von Dir" und der neuen Single "Leb den Tag" in keinster Weise nach. Dass Mannheim auch kräftige Frauenstimmen zu bieten hat beweist Joy Fleming mit ihrem Auftritt und legt als Bonus noch mal ein Solo in die "schäni Hall". Gänsehaut Nummer Drei.
Sasha tauchte diese dann "into something special" und brachte mit "Rooftop" die Beine erneut zum Tanzen nachdem "The Hotz" (alias Badesalz) zum ersten Mal die Bühne mit Konfetti einweihten und Rolf Stahlhofen höchstpersönlich zum Besen griff. Dieser Mann hat heute gleich mehrere Rollen inne, sei es als Conferencier, Sänger oder Organisator der guten Sache. Insofern ist es nicht verwunderlich dass er spontan einige Menschen aus dem Hintergrund auf die Bühne und ans Mikro stellt und jedem einzelnen im Saal für seinen Beitrag dankt, bevor dann weitere Freunde für den Abschluss des Abends sorgen: Peter Maffay rockt dass die Ohren sausen und die Söhne Mannheims spielen mit ihrem Superstar Xavier Naidoo so selbstverständlich mit Rolf Stahlhofen auf, dass das inbrünstig intonierte "Zurück zu dir" zu einer einstimmigen Hymne wird. Gänsehaut verlass' mich nicht. (ch)

 

 

 


Paul Panzer - 27.10.05
Saalbau Neustadt/Wstr.

Kulturkritik - 2000 Zeichen

foto von www.paulpanzer.de

 

 

 

 

Wer kennt ihn nicht, den ultimativen "Telefon-Terrorist" Paul Panzer mit seinem Ausspruch "Ich begrüsse Sie"? Für die Frühstückssendung eines Ludwigshafener Radiosenders nervt und provoziert er regelmäßig so viele Gesprächspartner, dass er damit mittlerweile vier CDs füllen kann.
Obwohl die Masche nicht neu ist und schon einige Comedy-Kollegen damit Erfolge feierten, scheint es bei Paul (noch) am laufenden Band zu funktionieren. Können wir bei einem Gastspiel von Paul Panzer mehr erwarten als ausschließlich Telefonanrufe bei unbescholtenen Bürgern und Servicehotlines? Der Programmtitel "Heimatabend Deluxe" deutet bereits vorab auf mehr hin:
Er erscheint pünktlich und erzählt uns überraschend mehr von seinem Leben mit Frau Hilde, Sohn Bolle und Tochter Susaska als wir aus den Nebensätzen seiner Telefonstreiche bereits aufgeschnappt haben. Das Publikum ist neugierig auf den Paul, denn es kennt nur sein Markenzeichen, die lisbelnd-zischende Stimme und die dazugehörenden Wortphrasen („Rrrrichtigg!“). Gespickt mit allerlei Kalauern und Wortverdrehern gelingt ihm erstaunlich locker eine Bühnenfigur zur bislang "bildlosen" Person, in der er Ausdruck und Witz zu einem eigenen Profil vereint. Paul zeigt sich ungeheuerlich treffsicher bei Gags zu Alltagsthemen wie Eheleben, Kindern und Techniktrends. Natürlich werden auch einige Telefonstreiche eingeflochten und meist sind die "Freunde" am anderen Ende der Leitung schon an sich „Klassiker“: der Bildhauer, die Computerhotline oder aber der Dachdeckermeister. Dass deren Reaktionen mitunter ziemlich derb ausfallen erzeugt die typische Stimmung, die Paul so bekannt gemacht hat. Zwar sind die Gespräche vorab aufgezeichnet worden und werden live zum Bühnenton eingespielt, aber das tut der Stimmung in keinster Weise einen Abbruch. Im Gegenteil: es wirkt genauso vertraut und pointiert wie im Radio.
Und zum Schluss bekommen die Kids im Publikum noch ein Erinnerungsfoto mit Ihrem Paul. So wurde es dann sogar ein „Familienabend“ Deluxe. (ch)

 

 

 


Phil Collins - 12.11.05
LTU Arena DĂĽsseldorf

Kulturkritik - 2000 Zeichen

foto von Michael Schuster

 

 

 

 

Der Altmeister der Popohrwürmer ließ es sich nicht nehmen seine Vorgruppe persönlich anzusagen. Dass es sich hierbei um die ‚Little Dreams Band’ handelte unterstrich bei aller Materialschlacht (110.000 Zuschauer an zwei Abenden) den wohltätigen Charakter und zeigte das Mister „PC“ nicht nur aus Eigenzweck auf seine angeblich letzte Tournee geht und sich dabei auch selbst nicht allzu ernst nimmt („It’s still my first final farewell tour, not the second“).
Nötig hätte er es längst nicht mehr, aber nachdem sich die musikalische Abwechslung seit seinem selbstgewollten Ausstieg bei Genesis bis auf ein Bigband-Album und diversen Soundtracks für Animationsfilme in Grenzen hält, tourt er scheinbar immer noch gern. „Scheinbar“ das trifft den Kern der Sache. Sein früherer Enthusiasmus tritt nur noch vereinzelt hervor. Auch an ihm gehen die Jahre nicht mehr unbemerkt vorbei. Aber vielleicht muss er sich auch nichts mehr beweisen.
Beim Intro von ‚dem’ Phil Collins-Song schlechthin („In the Air tonight“) läuft er gewollt steif und nachdenklich mit seinem Head-Set über die ausladende Bühne, bevor er an den Schlagzeugkesseln wie eh und je wahrlich explodiert und die Stimmung aufkocht. Diese Mimik kennen wir von einem anderen großen Solo-Künstler von Genesis. Ob sich hier der Kreis im Geist der Musik wieder schließt?
Phil Collins benutzt keine großen Gesten oder Worte, er spielt lässig und zuverlässig wie immer. Mehr will er nicht. Mehr wollen die Fans nicht - und sie bekommen eine gehörige Portion Hits an Hits. Selbst neuere und selten gespielte Titel wie „Come With Me” und die Ballade „It's Not Too Late” oder das treibend arrangierte „We wait and we wonder“ nehmen die Besucher begeistert auf. Einen Wehmutstropfen für Genesis-Fans hatte er mit „Invisible Touch“ auch eingebaut.
Das Publikum war zufrieden: insgesamt drei Drum-Soli, seine bekanntesten Lovesongs und genügend Titel zum Mitsingen von einer glänzend aufspielenden Band verpackt in eine bunte Bühnenshow. Was will man mehr? (ch)

 

 

 


Claus Eisenmann - 21.12.05
CineMaxx Kino Mannheim

Kulturkritik - 2000 Zeichen

foto von Michael Schuster

 

 

 

 

Claus Eisenmann ruft kurz vor Weihnachten noch zu einem exklusiven Konzert im großen Kinosaal des Mannheimer Kinos CineMaxx und es kommen doch nur wenige. Viele davon sind ihm persönlich bekannt, der Namen eines Sponsors fällt und ich werde das Gefühl nicht los dass noch viele in letzter Minute eingeladen wurden um die Reihen zu füllen. Ein typisches Konzertpublikum sucht man an diesem Abend vergebens. Was wird uns erwarten vom Claus?
Mit Mitklatschen zufolge erwartete sicherlich keiner einen Anmacher-Hit wie Robbie William’s “Let me entertain you“, allenfalls Elvis-Songs für die er auf dem Stadtfest bereits bekannt ist. Und hierbei konnte er dann auch wirkliche Entertaintment-Punkte sammeln. Diese Songs hat er einfach bestens drauf, souverän und glaubwürdig.
Claus Eisenmann inzensiert sich zweischneidig: als der ernsthafte Elvis-Imitator im weißen Smoking mit einer Inbrust von Stimme, aber auch als der „Claus von nebenan“ der genauso Covers wie jede andere Band spielt und dann eben mal ‚Hänschen klein’ auf dem Klavier intoniert und damit selbst seine Musiker mit so viel „spontanen Witz und guter Laune“ überrascht. Das Vorhaben dem Abend familiäres Flair einzuhauchen entglitt ihm schlichtweg: ob beim Schäkern mit seinem treuesten Fan samt Geschenkeauspacken fürs Wohnzimmer-Sideboard oder beim Fachsimpeln mit dem Fotograf einer Tagespresse über digitale Kameramodelle. Gesegnet sei der, der treue Fans hat, denn alle blieben bis zum Schluss, denn der ließ aufgrund einer langen Pause auf sich warten. Warteten Sie etwa alle hier auf etwas bestimmtes? Was kommt noch, sollte das alles sein? Und es sollte sich zeigen dass alles daraufhin deutete noch schnell ein paar Bonuspunkte mit „Wenn ein Lied.. (meine Lippen verlässt)“ der Söhne Mannheims zu sammeln, welches den Höhepunkt jedoch zu eindeutig setzte.
Was bleibt? Ein fader und langgezogener Abend mit allzu viel Gerede und oben drauf noch schlechtem Sound. Unter’m Strich zu wenig für das Heimspiel eines der Söhne Mannheims. (ch)

 

 


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